Von »Issues first« zu »Housing first«

Lange Zeit wurde in den USA im Umgang mit Wohnungslosen der Issues first-Ansatz verfolgt: Zuerst wurden die aktuellen Probleme (Alkoholismus, Drogen- oder Medikamentenprobleme) behandelt, während das Wohnungsproblem hintenanstehen musste. Das führte zu weiter steigenden Wohnungslosenzahlen, ohne das Grundproblem zu bekämpfen.

Housing first. Foto © Kunstwirtschaftler
Housing first. Foto © Kunstwirtschaftler

1992 kehrte der griechisch-kanadische Psychologe Dr. Sam Tsemberis94 diese Logik um. Auf der Grundlage seines Glaubens, dass Wohnraum ein Grundrecht sei, gründete er das in New York angesiedelte NGO Pathways to Housing, ein Housing first-Programm für Menschen mit ernsthaften mentalen Krankheiten, einer Historie der Wohnungslosigkeit sowie sonstigen Abhängigkeiten. 

Seine Erfahrungen zeigten: Das Vorhandensein einer Wohnung führt zur Stabilisierung dieser Menschen. Sie behalten meist auch ihre Wohnung. Nach 20 erfolgreichen Jahren soll jetzt die Wohnungslosigkeit in den amerikanischen Großstädten mit dem Housing first-Ansatz bekämpft werden. 

In New York leben 75.000 Menschen ohne Wohnung. In Los Angeles stieg die chronische Wohnungslosigkeit (mehr als ein Jahr ohne Wohnung) um 55 Prozent seit 2013. Milwaukee, Honolulu und Philadelphia wollen Housing first-Strategien umsetzen. Phoenix setzt seit dem Jahr 2000 eine Housing first- Strategie ein und wurde im Dezember 2013 zur ersten amerikanischen Stadt ohne Wohnungslosigkeit unter Veteranen erklärt. Utah nähert sich den 0 Prozent. 

Eine permanente Wohnung kostet hier 8.000 US-Dollar, während eine einjährige vorübergehende Unterbringung mit 20.000 US- Dollar zu Buche schlägt. Aus Sicht der United States Interagency Council on Homelessness, die unter dem angegebenen Link auch eine »Housing First Checklist« als PDF bereithält, ist das Housing-First-Programm »... a proven method of ending all types of homelessness ...«

Der Text ist ein Auszug aus dem 

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ISBN E-Book-EPUB: 978-3-593-43590-9

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